Geschichte

Wiederaufbau nach dem Krieg

Auch in der Gartenstadt wurden im 2. Weltkrieg viele Häuser Zerstört

Nach dem Krieg standen die Gartenstädter vor den Scherben dessen, was sie aufgebaut hatten. In der Gartenstadt und auf dem Waldhof gab es 31,2 Prozent Gebäudeschäden. Für den Wiederaufbau waren weder Arbeitskräfte noch Material vorhanden. Arbeitskräfte ließen sich mit Naturalien entlohnen oder verdingten sich auf dem Schwarzmarkt. Sehr beengt lebte man auf dem verbliebenen Wohnraum, der nur als Küche und Schlafräume genutzt wurde. Materialgewinnung aus Trümmern, Eigeninitiative und Nachbarschaftshilfe waren angesagt. Noch vor der Währungsreform 1948 rief der erste demokratisch gewählte Oberbürgermeister Dr. Fritz Cahn-Garnier den Geschäftsführer der Gartenstadt-Genossenschaft Walter Pahl zu sich, um ihm fünf Millionen zum Wiederaufbau der Gartenstadt zu überreichen. Daraus wurden 350000 DM.

Im Bereich der „Siedlergemeinschaft Neues Leben“ kam es laut Hubert Perl 1949 durch die Flüchtlinge und Kriegsheimkehrer zur ersten Siedlungsverdichtung. Auf dem Zusatzgelände zwischen den Straßen entstanden neue Häuser. Das Gartengelände schrumpfte von 1500 Quadratmeter auf 700. Die neuen Häuser waren wesentlich größer als die alten Siedlungshäuser. Ein zähes Ringen um die eigene Vergrößerung begann. Erst in den 60er Jahren kam die Kanalisation. Die Teilung der Grundstücke in den 70er Jahren verursachte weitere Siedlungsverdichtung.

Mitte der 50er Jahre erwarb die Genossenschaft ein die Gartenstadt anschließendes, großes Erbbaugelände von der Stadt. Immer noch beachtlich war die Zahl der Wohnungssuchenden. Ende des Jahrzehnts verknappte sich das Baugelände.

Ab den 60er Jahren durften die Grundstücke der Siedler geteilt werden. Es kam zu Verkäufen der sehr großen Gärten, Modernisierungen und sogar Abriss der alten Häuser. So entstand ein neues, abwechslungsreiches Siedlungsbild.

Der Rheintöchterbrunnen auf dem Freyaplatz

Stetig stiegen die Bodenpreise und Baukosten auch in den folgenden Jahren. Immer mehr Menschen suchten Mietwohnungen zu angemessenen Preisen. Mit der Kirchwaldsiedlung kam ein neues Wohngebiet hinzu. Ende des Jahrzehnts war der große Bauboom vorbei. Die Wohnungswirtschaft wandte sich der Sanierung veralteter Häuser zu. Noch waren viele Wohnungen ohne Bad und noch mehr ohne Zentralheizung.

Mit der Gründung des Bürgervereins 1982 entstand ein neues Gemeinschaftsgefühl unter den Gartenstädtern für ihren Stadtteil. In vielen inzwischen zu Traditionsveranstaltungen gewordenen Festen kommt dies zum Ausdruck: Sommertagsumzug, Straßenfest, Weihnachtsmarkt, Silvesterkonzert, Neujahrsempfang und anderen. Die Aktivitäten und die Unterstützung der zahlreichen Vereine tragen sehr viel zum Gelingen bei.

Die ursprüngliche Hofbebauung ist von der GBG abgerissen und mit neuen Eigenheimen für private Käufer versehen worden. Auf dem Gelände der ehemaligen Kinderreichensiedlung ersetzte die GBG viele alte Wohnblocks oder modernisierte sie. Die Entwicklung neuer Technologien macht auch in der Gartenstadt nicht halt. Energieeinsparung ist heute oberstes Gebot. Mit den Dreiliter-Häusern hat die GBG in der Gartenstadt Vorreiterrolle übernommen. Selbstverständlich gehören inzwischen auf vielen Dächern von Privathäusern Solaranlagen zum guten Ton.

Uschi Künstler