20 Jahre Bürgerverein Gartenstadt

20 Jahre Bürgerverein Gartenstadt

Dieter Kronenberger wies in jeder Jahreshauptversammlung des Bürgervereins darauf hin, dass verglichen mit der Bevölkerungszahl in der Gartenstadt die Zahl der Mitglieder im Bürgerverein zu niedrig ist. Wenngleich die Mitgliederzahl weiter gestiegen und der Bürgerverein Gartenstadt inzwischen klar hinter dem befreundeten Stadtteilverein in Vogelstang zweitgrößter in Mannheim ist, gilt weiter: Der Bürgerverein braucht mehr Mitglieder.

Dieter Kronenberger war zehn Jahre Vorsitzender des Bürgervereins Gartenstadt. Er war ein Glücksfall für den Verein. Eine Persönlichkeit, die sich neben einem verantwortungsvollen Beruf für bürgerschaftliche Interessen einsetzte. Da weitere prominente und engagierte Persönlichkeiten den Bürgerverein nachhaltig förderten, gelang dem Verein im November 1982 ein glänzender Start. Schon wenige Wochen nach der Gründung konnten erste Veranstaltungen die Gartenstadt aus dem Dornröschenschlaf wecken. Es kam Leben in den Stadtteil.

Auf einem Briefblock von Boehringer Mannheim trugen sich am 12. November 1982 in den Drei Eichen die Gründungsmitglieder des Bürgervereins ein. „Hiermit trete ich dem Bürgerverein Gartenstadt bei“ hatte ich obendrüber geschrieben und mich gleich eingetragen. Es folgten Stadtrat Max Jaeger, Edelgard Seitz, Dieter Kronenberger, Elisabeth Wipfler, Heinz Böhnke, Hans Erbsland, Barbera Hammer, Gustav Ehmann, Erich Hiller, Richard Heil, Manfred Of, Bernd Werner, Stadtrat Heinrich Schäfer und Hans – Jürgen Farrenkopf. Auf einer gesonderten Liste führte Dieter Kronenberger in den folgenden Wochen „weitere Beitritte“ auf. Darunter: Der spätere erste Kassier Ludwig Baus, Lydia Brenneisen, Klaus Burckhard, Karl Döringer, Viktor Egermann, Wolfgang Hähndel, Peter Hofmann, Kurt Kessler, Hans Liesenhoff, Bernd Maier, Walter Pahl, Opernsänger Jakob Rees, Hans Rudolph, Hans – Georg Sandmann, Claus – Peter Sauter, Mathilde Thiele, Werner Treml, Karl Wienowski, Otto Wipfler, Brigitte Zier, Gertrud und Dieter Zischeck. Erste „juristische“ Mitglieder waren Siedlergemeinschaft Neueichwald II, SPD – Gartenstadt und Stadtsparkasse Mannheim.

Mit Kultur, organisiert von Edelgard Seitz, startete der Bürgerverein sein Angebot an die Mitbürgerinnen und Mitbürger. Elisabeth Wipfler und Barbara Hammer gingen mit Fleiß an den Aufbau des Vereins, die drei Stadträte sorgten für das für einen so jungen Verein dringend nötige Renommee.

Zur ersten Mitgliederversammlung lud Dieter Kronenberger auf den 13. Januar 1983 auf 19.15 Uhr ins Jugendhaus Waldpforte ein. Der Beschluss über die Beitragshöhe musste schnell gefasst werden. Denn schon um 19.30 Uhr begann die Veranstaltung „Kunst am Bau.“

Am 13. März 1983 bekam der Bürgerverein auch notariellen Segen. „Die Satzung ist am 12. November 1982 errichtet. Der Verein wird gerichtlich und außergerichtlich durch zwei seiner Vorstandsmitglieder vertreten.“ So in der „gez. Graf“ erstellten Urkunde. Dieter Kronenberger, Geschäftsführer in Mannheim, war Vorsitzender. Barbara Hammer stellvertretende Vorsitzende. Weitere Vorstandsmitglieder waren Max Jaeger, Heinrich Schäfer und Dieter Zischeck.

Heute, rund 30 Jahre später, umfaßt der Vorstand des Bürgervereins 9 Mitglieder. Die schier rastlose Tätigkeit wäre nicht vorstellbar ohne Christine Thelen und Waltraud Osieka, die stellvertretenden Vorsitzenden, die den Bürgerverein zu ihrem Full-Time – Job machen und dabei unbezahlbare Arbeit leisten. Undenkbar, dass der Bürgerverein ohne eine engagierte Schriftführerin wie Ilse Lacher über die Runden kommt, ohne einen Kassier wie Roland Weiß, der sich auch in den Fallstricken des Arbeits- und Steuerrechts auskennt. Dazu haben wir Vorstandsmitglieder wie Manfred Bruhnke, Peter Rongisch, Wolfgang Jackwerth und Franz-Josef Friederichs, die mit Organisationstalent, Fleiß, Geduld und Ausdauer auch undankbare Aufgaben mit Bravour bewältigen. Und wir haben das Glück über einen Beirat zu verfügen, in dem sich 30 Persönlichkeiten nachhaltig für den Bürgerverein engagieren und sich für keine Aufgabe zu schade sind.

Wenn der Bürgerverein mit zwei Veranstaltungen sein 20jähriges Bestehen feiert, dann natürlich um allen zu danken, die bisher mitgearbeitet haben. Aber auch um Ansporn zu geben, sich künftig ist die Arbeit einzureihen – wohl wissend, dass das mit viel Arbeit verbunden ist, zugleich aber auch mit dem einzigen Lohn, den wir auszahlen können: Anteil zu haben am Erfolg eines hervorragenden Teams.

 

Also erneut zur Rückblende:

Die Mitgliederversammlung am 24. November 1983, diesmal in der Waldschenke abgehalten, bestätigten Dieter Kronenberger einstimmig als Vorsitzenden. Stellvertreterin wurde Elisabeth Wipfler, weitere Vorstandsmitglieder wurden Ludwig Baus, Ingrid Farrenkopf und ich. Erstmals wurde als beratendes Gremium ein Beirat gebildet. Zu den 10 Mitgliedern zählten die Stadträte Jaeger, Schäfer und Pahl, Gustav Ehmann, Hans – Jürgen Farrenkopf, Edelgard Seitz, Ursula Mardo, Jörg Meißburger, Viktor Egermann und Ursula Flatschacher. Rechnungsprüfer waren Werner Heltewig und Peter Hoffmann.

 

Die erste Zeit des Bürgervereins war intern natürlich beherrscht von einer Satzungsdiskussion. Unstrittig waren dabei die inhaltlichen Ziele:

„Der Zweck des Vereins ist die Förderung und Durchführung von dem Gemeinwesen des Stadtteils dienlichen Aktivitäten“ lautet der entscheidende Satz in der Satzung. Gemeinnützigkeit und Ehrenamtlichkeit sind beim Bürgerverein selbstverständlich. Dem Beispiel des Bürgervereins folgend spricht der Bürgerverein Gartenstadt in besonderer Weise die Menschen an. Selbstverständlich sind auch und Vereine und juristische Personen willkommen, jedoch haben wir uns zu keinem Zeitpunkt eine Rolle als Dachverband angemaßt. Ungeschriebenes Gesetz ist, anderen Vereinen in der Gartenstadt keine Konkurrenz zu machen. Vielmehr wird versucht durch Absprachen, etwa bei der Kalendersitzung, oder durch gegenseitige Unterstützung die Vereine in ihrem Anliegen zu stärken.

„Der Satzungszweck wird verwirklicht insbesondere durch Unterstützung von Initiativen und die Durchführung von Veranstaltungen, die sozialen und kulturellen Zwecken in Mannheim – Gartenstadt dienen,“ heißt es weiter in der Satzung.

Betätigungsfelder, in denen sich der junge Verein tummeln konnte, gab es viele. Und die Menschen nahmen das Angebot gerne an. Der Film über den Blumencorso in der Gartenstadt, gezeigt am 25. März 1983, fand ebenso starke Resonanz wie der Vortrag von Gartenbaudirektor Heinrich Wawrik über die Bepflanzung von Blumenkästen, der im April des gleichen Jahres stattfand.

Seit 20 Jahren bietet der Bürgerverein pro Monat mindestens eine öffentliche Veranstaltung an. In der Summe wären das also rund 240 Veranstaltungen. Tatsächlich hat sich die Frequenz unserer Veranstaltungen in den letzten zehn Jahren deutlich verstärkt. In meinem Kalender finden sich inzwischen pro Jahr gut 50 Bürgervereins – Termine. Mindestens ebenso viele finden erst gar nicht den Weg in meinen Kalender. Darüber hinaus sind jeden Tag sind über den Vorstand hinaus Mitglieder des Bürgervereins aktiv.

Die Namen der Gründungsmitglieder dokumentieren für jeden Kenner der Gartenstadt, dass sich hier Sozialdemokraten in besonderem Maße engagierten. Unbestitten war trotzdem stets die parteipolitische und konfessionelle Neutralität des Vereins. Als parteipolitisch neutrale Institution gelang es dem Bürgerverein in der für den Stadtteil so wichtigen Frage „Neugestaltung des Freyaplatzes“, bei der sich SPD und CDU lange Zeit gegenseitig neutralisiert hatten, die Voraussetzung für einen allgemeinen Konsens zu schaffen. Dieter Kronenberger und Walter Pahl waren hier besonders tätig. Mit der Einbeziehung der Bevölkerung, Informations- und Diskussionsveranstaltungen, schließlich mit einer echten Volksabstimmung, wurde der Planung der Stadt der Weg geebnet. Die Gartenstadt – Genossenschaft schließlich spendete den Rheintöchter – Brunnen dazu. Mit dem Maibaum bot der Bürgerverein Mitgliedsvereinen Gelegenheit, sich am zentralen Platz der Gartenstadt permanent in Erinnerung zu rufen.

Mit der von der Stadt – schon damals in schwieriger Zeit – finanzierten Umgestaltung des Platzes gab sich der Bürgerverein indessen nicht zufrieden. Leben sollte auf den Platz gebracht werden, um seine Zentralität als Einkaufsstandort zu fördern. Also wurde für einen Wochenmarkt gekämpft. Während man einige Jahre später von Seiten der Stadt großzügig neue Standorte auswies, mussten wir Gartenstädter bei der Stadt und den Markthändlern in vielen Besprechungen erst Akzeptanz erwirken. Der Durchbruch war geschafft, als der Bürgerverein die Stromversorgung und die Kosten dafür für das erste Jahr übernahm. Nachdem der Wochenmarkt die Probezeit glanzvoll bestanden hatte, bedankte sich die Stadt mit der Aufstellung der französischen Toilette in der Freyastraße.

Immer noch hegt der Bürgerverein den Freyaplatz. Keinen Erfolg hatten wir beim Bestreben die Laufzeit der Wasserspiele des Brunnens zu erhöhen. Strom – und Wasserkosten für den Brunnen insgesamt hätte der Bürgerverein übernehmen müssen. Ein solches wirtschaftliches Risiko konnten wir nicht eingehen. Erfolg hatten wir hingegen beim Blütenschmuck für den Platz. Nachdem die zunächst aufgestellten Holztröge verrottet waren, sah sich die Stadt nicht in der Lage für Ersatz zu sorgen. Unser Mitglied Hans Rudolph spendierte Pflanztröge aus Beton. Bepflanzt, gehegt und gepflegt werden diese seit vielen Jahren von Martha Böhnke.

Der Bürgerverein bemühte sich darüber hinaus mit einer Reihe von Veranstaltungen den Freyaplatz in den Blickpunkt zu rücken. Mannheims größter nichtkommerzieller Weihnachtsmarkt, veranstaltet jeweils am Samstag vor dem 1. Advent, und das Silvesterkonzert sind zur Tradition geworden. Ebenso wie der Weihnachtsbaum auf dem Freyaplatz, der von tatkräftigen Helfern, in den letzten Jahren immer vornedran Manfred Bruhnke, des Bürgervereins zur Adventszeit aufgestellt wird.

 

Im Jahre 1984 sorgte der Bürgerverein am Rodelhügel für einen Stromanschluss. Der Siedlergesangverein „Freundschaft“ Käfertal profitiert davon bei seinem jährlichen Vatertag am Rodelhügel.

 

Von seiner Struktur her erreicht ein Verein wie unserer eher Menschen in stabiler Lebenssituation an. Die Mehrzahl der Mitglieder sind zu uns gekommen, nachdem die Kinder aus dem Haus waren. Hingegen hat der Bürgerverein sich stets bemüht, auch und gerade jüngere Familien anzusprechen. Ob mit der Märchenerzählerin Hilde Himmel oder dem Kinderlieder – Professor Fredric Vahle: Auf vielfältige Weise wurde den jüngeren Familien  mit Kindern Angebote unterbreitet. Von der musikalischen Früherziehung bis zum Kindermalkurs erstreckten sich über die Jahre die Aktivitäten. Nach der intensiven Diskussion bei der letzten Jahreshauptversammlung wurde das Bestreben zur Gewinnung jüngerer Familien erfolgreich neu strukturiert. Zwei Arbeitskreise des Bürgervereins wenden sich mit ihren Angeboten jetzt jungen Familien, Kindern und Jugendlichen zu. Der Arbeitskreis Jugend führt so erfolgreiche Veranstaltungen wie Halloween und Inliner Hockey durch. Ein neues Konzept hat der Arbeitskreis junge Familie entwickelt, indem er insbesondere den Bürgergarten für kindgemäße Veranstaltungen entdeckt hat.

 

Überragendes Ziel des Bürgervereins war es stets die Menschen zusammenzubringen. Beste Gelegenheit zur ungezwungenen Begegnung bietet das Straßenfest. Platziert wurde es bewusst im Zentrum der „Alten Gartenstadt“, also auf der Kreuzung Unter den Birken / Wotanstraße. Unser Straßenfest lebt davon, dass in unterschiedlichster Form die Mehrzahl der Gartenstädter Vereine daran beteiligt ist. Der Bürgerverein schafft die Infrastruktur, auf deren Basis dann Vereine, Institutionen, Initiativen, sich präsentieren können. Über zwei Veranstaltungstage – Freitag und Samstag – wollen wir auch den Anwohnern zuliebe nicht hinausgehen. Wegzudenken aus der Gartenstadt ist das Straßenfest als kommunikativer Höhepunkt im Jahreslauf jedoch nicht. In guten Jahren wirft es für den Bürgerverein Erlös ab. Freilich nicht immer.

 

Das Straßenfest bietet aber auch den Rahmen für die Ehrung von Menschen, die sich um die Gartenstadt und den Bürgerverein besonders verdient gemacht haben. Erstmals im Jahre 1993 zollte der Bürgerverein solchen Menschen öffentlich Dank. Dank Jo Krug, einem Zöllner diesen Jahres, sind die Gartenstädter Zöllner inzwischen Institution. Monatlich treffen sie sich im Bürgerhaus zu einem ausgedehnten Plausch, machen gemeinsame Ausflüge – und sind offen für Leute, die sich anschließen möchten.

Unsere Zöllner:

1993: Bäckermeister Karl Döringer, Kapellmeister Josef Krug, Baumeister Hans Rudolph

1994: In Nachbarschaftshilfe und Ortsbildpflege engagiert: Martha Böhnke

1995: Das Jahr der Siedler: Franz Meinl, Werner Klein

1996: Liselotte Seemann, Antriebsfeder der Neigungskurse im Bürgerverein, und Pfarrer Wolfgang Meuret, der seinen Kirchensaal den Vereinen öffnete

1997: Unsere Wohltäterin Helene Gölz

1998: Fritz Pimiskern: Ein fleißiger Helfer wo immer er gebraucht wird

1999: Heinrich Wawrik: Der populäre Vorkämpfer für die Natur

2000: Heinz Lutz: Der Mann im Hintergrund ohne den nichts läuft

2001: Richard Schüpferling: Der geistige Vater des Waldfriedhofs

2002: Hans Klein, unser Bürgermeister für die Gartenstadt, und Gerhard Ledergerber, der Chef des erfolgreichsten „Tante Emma“ – Ladens der Region.

Wir wollen Zeichen setzen, indem wir Menschen in der Gartenstadt Dank zollen. Vorbilder benennen, aber auch deutlich machen, dass nur eine lebendige Gemeinschaft, in der auch Gewerbe und Handwerk große Bedeutung haben, ein humanes Zusammenleben im Stadtteil ausmachen.

Zum Glück hatten wir noch jedes Jahr die Qual der Wahl bei den Zöllnern.

 

Im von Ingrid Farrenkopf verfassten Protokoll der Vorstands- und Beiratssitzung vom 14. Februar 1984 ist die Rede von einem Mitteilungsblatt für die Vereinsmitglieder. Ein Jahr später erschien das erste Gartenstadt Journal. Zunächst in vierteljährlichem Rhythmus, seit nunmehr gut 10 Jahren zuverlässig jeden Monat und mit stetig wachsendem Umfang. Den Mitgliedsvereinen und Organisationen und dem Bürgerverein selbst steht damit eine wertvolle Plattform für die Übermittlung von Nachrichten zur Verfügung. Finanziert wird das Gartenstadt Journal durch Werbung, insbesondere von Geschäftsleuten aus der Gartenstadt, die damit ein viel gelesenes und gezielt an die Gartenstädter gerichtetes Medium nutzen.

 

Auch die erste Neigungsgruppe des Bürgervereins entstand im Jahre 1984. Gartenstädter Frauen hatten unser Mitglied Luise Schäfer bedrängt einen Handarbeitskurs einzurichten. Nach Luise Schäfers Tod führten Ruth Brückl, Ursel Mardo – und bis heute Liselotte Seemann die Kurse fort. Über viele Jahre waren unsere Handarbeitsfrauen Gast in der Eduard Spranger – Schule, der die Frauen bis heute mit einer jährlichen Spende aus dem Einnahmen beim Weihnachtsmarkt danken. Seit es das Bürgerhaus gibt, können die Frauen sich auch während der Schulferien treffen und verfügen über eigene Schränke für die umfangreichen Wollvorräte.

 

Aber nicht nur die Handarbeitsfrauen sind spendabel. Auch der Bürgerverein hat von Anfang an Spenden für andere gemeinnützige und wohltätige Organisationen getätigt. In den letzten Jahren allerdings haben wir uns für direkte Hilfe an bedürftige Menschen in der Gartenstadt und der näheren Umgebung konzentriert. Bis zu 50 umfangreiche Pakete werden jedes Jahr gepackt und dann direkt zu den bedürftigen Menschen gebracht. Die Adressen erfahren wir von den Kirchengemeinden, dem ASB, dem Sozialverband, VDK und der Seniorentagesstätte.

 

Wie bereits erwähnt, wird Kultur beim Bürgerverein seit Anbeginn groß geschrieben. Bei großen Ausstellungen in den Museen in Mannheim und der Region sind Gruppen des Bürgervereins stets zugegen.

Ab 1986 gaben Marie – Luise und Hansgerd Zürcher dem Kulturprogramm des Bürgervereins wichtige Impulse. Wenngleich innerhalb des Vorstands und Beirats sich immer wieder Spezialisten für bestimmte Aufgaben herausschälen, so steht es doch stets allen Mitgliedern frei, sich mit eigenen Vorschlägen einzubringen. In den letzten Jahren haben sich in besonderem Maße die stellvertretenden Vorsitzenden Christine Thelen und Waltraud Osieka um die Kultur in der Gartenstadt verdient gemacht. Kein Programm wird ungeprüft übernommen, über jede Gage wird lange verhandelt. Ergebnis ist, dass wir unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern in der Gartenstadt stets deutlich günstigere Eintrittspreise anbieten können als dies andere Veranstalter tun. Mitglieder des Bürgervereins erhalten in der Regel zusätzlichen Nachlaß auf die Eintrittskarte.

 

Für die jährlich zwei bis drei „großen“ kulturellen Veranstaltungen wie Konzerten, beispielsweise mit Joana, Elsbeth Janda, Michael Timmermann, der Musikbühne Mannheim etc. stellte sich die Raumfrage dank der ausgezeichneten Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden nicht. Für kleinere Veranstaltungen bis zu etwa 80 Besuchern fehlte allerdings in der Gartenstadt lange Zeit ein geeigneter Raum. Zwangsläufig wurde der Wunsch nach einer bürgerschaftlichen Einrichtung für solche Veranstaltungen immer lauter. Mehrfach durfte der Bürgerverein auf ein Bürgerhaus hoffen, doch jedes Mal kam nach einiger Zeit die Ernüchterung. Zuerst hatten wir ein Auge auf die Waldschenke geworfen. Eichbaum verkaufte an Edeka. Dann war das Johann – Peter – Hebel – Heim an der Waldpforte Hoffnungsträger. Wieder nichts. Schließlich inspizierten Dieter Kronenberger und einige Vorstandsmitglieder den vom Verkehrsverein aufgelassenen Pavillon am Hauptbahnhof. Plötzlich war der in den Osten verkauft, angeblich nach Jena. Ob er dort je angekommen ist und die neuen Besitzer an dem angeblich mit Asbest verseuchten Gebäude Freude hatten, ist nicht bekannt.

Immerhin: Der Standort für das Bürgerhaus war gefunden. Und nun richteten sich alle Hoffnungen auf ein von der Stadt Mannheim intensiv gefördertes Projekt. Ein privater Investor suchte ein Baugelände für altengerechtes Wohnen. Er bot der Stadt an, die Pachtzinsen aufzubringen durch Bau des Bürgerhauses. Leider scheiterte auch dieses Projekt: Im Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats fand sich keine Mehrheit.

 

Indessen wurde immer deutlicher, dass die weitere Entwicklung des Bürgervereins entscheidend gehemmt wurde, weil keine bürgerschaftliche Einrichtung zur Verfügung stand. Als sich die Chance dann eröffnete die ehemalige Sparkassen – Filiale in der Kirchwaldstraße 17 zu erwerben, beschloss die Mitgliederversammlung nach langer und heftiger Diskussion den Kauf dieses Hauses – vorausgesetzt es sollte binnen von knapp vier Monaten gelingen das erforderliche Eigenkapital von 100.000 Mark aufzubringen. In einer beispiellosen Aktion gelang es dank der Spendenbereitschaft der Bevölkerung und von Vereinen diesen Betrag tatsächlich aufzubringen. Am 19. Juni 1998 konnte beim Notariat in Mannheim der Kaufvertrag mit der Sparkasse unterzeichnet werden.

Freilich verfügte der Bürgerverein damit beileibe noch nicht über eine Räumlichkeit, die sich für öffentliche Veranstaltungen eignete. Ein Umbau war erforderlich. Und dafür wären noch einmal mindestens 50.000 Mark nötig gewesen. Eine Reihe Gartenstädter Unternehmer, allen voran Hans Rudolph und Rainer Bissantz, und Einzelmitglieder des Bürgervereins sorgten dafür, dass uns zum Jahreswechsel 1999 ein mit 200 Quadratmeter Nutzfläche zwar kleines, aber schmuckes Bürgerhaus zur Verfügung stand.

Freilich waren auch damit noch längst nicht alle Probleme gelöst. Doch wieder konnte sich der Bürgerverein auf seine Freunde verlassen. Mit Unterstützung von Pfarrer Heitmann – Kühlewein wurde erreicht, dass die Erbpacht von der Evangelischen Pflege Schönau gnädig festgelegt wurde. Erster Bürgermeister Dr. Norbert Egger sorgte dafür, dass uns die Grunderwerbssteuer, immerhin rund 18.000 Mark, über eine Spende wieder zufloss.

Nun freilich war es am Bürgerverein dafür zu sorgen, dass Leben ins Bürgerhaus kam. Es ergab sich günstig, dass das Kinderhaus Gartenstadt über Raummangel klagte, die Seniorentagesstätte der Stadt Mannheim der ersten Beseitigung der Not im Wege stand und deren Räume ohnehin nicht behindertengerecht waren. Wir konnten die Sozialbürgermeisterin Fürst – Diery und das Sozialamt davon überzeugen, dass eine Anmietung des Bürgerhauses tagsüber – und somit zur halben Miete die richtige Lösung sein würde.

Unser – auch aus der Situation diktiertes Konzept – wonach ein Raum multifunktional und mit Überschneidung unterschiedlicher Besuchergruppen  zu allseitigem Vorteil genutzt werden kann, fand zum Glück Akzeptanz.

Heute ist unser Bürgerhaus eine von morgens bis spät in die Nacht genutzte Einrichtung. Erst kommt täglich unsere Putzfrau, übrigens die einzige Angestellte des Bürgervereins. Danach folgt der AktivenTreff des ASB mit seinem sehr gerne angenommenen Mittagstisch, dann ist der städtische Seniorentreff an der Reihe. Oft nahtlos geht es weiter mit Neigungsgruppen des Bürgervereins, bevor abends Vereine das Haus bevölkern. Familienfeiern bis hin zur evangelischen Konfirmation, zur katholischen Kommunion und zur türkischen Hochzeit finden an den Wochenenden statt. Wer ins Bürgerhaus möchte, muss inzwischen mindestens ein viertel Jahr im Voraus buchen.

Wenngleich es einige Eingewöhnungsschwierigkeiten gab: Die Zöllner des Bürgervereins sind auch zu „städtischen“ Zeiten im Bürgerhaus stets herzlich willkommen. Der Eifer und das das Toben der Kinder bei ihrem Malkurs wird von den älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern als willkommene Abwechslung gerne geduldet.

 

Trotz des regen Treibens im Erdgeschoß hatten wir bei der Vermietung der Wohnungen in den Obergeschossen bisher keinen Mietausfall zu beklagen. Und obwohl wir jeden Cent zehnmal rumdrehen müssen, konnten wir beispielsweise eine Erneuerung des Fußbodens vornehmen. Natürlich war es ein Gartenstädter Handwerker, der das in bester Qualität und zu besten Konditionen ausführte. Im Preis für den Fußboden war übrigens gleich die große Tafel für die Außenwand mit dem Bürgervereins – Logo und die Farbe für die Fassaden – Renovierung enthalten. Rainer Bissantz sorgte dafür, dass wir dafür ein Gerüst kostenlos erhielten und unsere Vorstandsmitglieder Waltraud Osieka, Peter Rongisch, Franz – Josef Friederichs und Wolfgang Jackwerth nahmen die Außenkosmetik mit Helferinnen und Helfern persönlich vor.

Für unseren Arbeitskreis Organisation brachte das Bürgerhaus eine wesentliche Erleichterung. Endlich hatten wir im Keller einen frostfreien Raum zur Lagerung und Instandhaltung von Gerätschaften, die für die vielfältigen Veranstaltungen benötigt werden.

Inzwischen haben wir von der Stadt Mannheim die dem Bürgerhaus gegenüberliegende Freifläche angemietet. Wir durften uns an eine Bestellung von Fertiggaragen der GBG anhängen und kamen somit zu guten Konditionen zu ebenerdigem Lagerraum. Biertischgarnituren, die großen Zelte und weitere schwere Gegenstände können seither angemessen aufbewahrt werden. Mit tatkräftiger Unterstützung von Heinrich Wawrik wurde das gepachtete Gelände inzwischen zu einem schönen Bürgerhaus im Freien umgestaltet. Die Boule – Bahn wird besonders gerne – und zwar bei Wind und Wetter – von den Besuchern der städtischen Seniorentagesstätte genutzt, übrigens unter Anleitung unseres ehrenamtlichen Bürgerhaus – Managers Oswin Volz, der geprüfter Boule – Trainer ist. Das Großschach hingegen begeistert immer wieder die Kinder.

 

Zum Kabarett „Die Zweifler“ oder zur Lesung von Paul Tremmel haben sich im Bürgerhaus schon bis zu 100 Menschen in heimeliger Club – Atmosphäre getummelt. Die Durchführung von Veranstaltungen im Bürgerhaus erfordert von den Mitgliedern des Bürgervereins keine großen Vorarbeiten mehr. Tische und Stühle sind schnell gestellt, Getränke sind im Kühlschrank, Projektor, Flip-Chart und Leinwand sind im Schrank. Leerlauf gibt es im Bürgerhaus nicht. Wenn die Seniorentagesstätte pausiert, dann nutzt der Bürgerverein die Zeit für Ausstellungen, etwa über die Sanddünen im Käfertaler Wald oder der Geschichtswerkstatt. Die Ausstellung „Künstler sehen die Gartenstadt“ gab Gerhard Hirschmann den Anstoß Kunstkurse anzubieten. Vier davon gibt es inzwischen und die Mitglieder des ersten Kurses haben ihre Arbeiten mit Bravour im letzten Monat in der städtischen Galerie in Riesa ausgestellt.

Der Bürgerverein Gartenstadt hat im Jahre 2002 einen Umsatz wie ein kleiner Gewerbebetrieb und ein gemeinnütziger Steuerzahler. Doch existieren kann er nur, weil immer wieder drohende Kosten durch ehrenamtliches Engagement beglichen werden. Nehmen wir das Beispiel Straßenfest: Wegen unvermeidlicher Kosten für privaten Sicherheitsdienst war die Wirtschaftlichkeit dieser Veranstaltung in höchstem Maße gefährdet. Unser Mitglied Kurt Sauer hat uns mit zwei selber gebauten Zelten aus der Misere befreit. Seither sparen wir rund 1000 Euro Zeltmiete jährlich und können somit wenigstens einen teilweisen Ausgleich zu den Kosten der Sicherheitsleute schaffen.

Der erste Sommertagszug des Bürgervereins fand am 24. März 1985statt. Der Zugweg führte zum Gelände des VfB Gartenstadt. Es waren unerwartet viele Menschen gekommen, die auf dem Areal keinen ausreichenden Platz fanden. Konsequent führte der nächste Sommertagszug zum Rodelhügel am Karlstern.

Seit 1986 gibt es den Weihnachtsmarkt auf dem Freyaplatz, der klein begann, heute mit rund 50 Ständen der größte nichtkommerzielle Weihnachtsmarkt in der Region ist.

Mit derzeit nahezu 700 Mitgliedern ist der Bürgerverein noch weit davon entfernt, sich einen bestallten Geschäftsführer leisten zu können. Das Prinzip der Ehrenamtlichkeit allerdings stößt auch auf Grenzen. Der in den Anfangsjahren übliche jährliche Geburtstagsbrief ist wegen des enormen Verwaltungsaufwandes und der beträchtlichen Kosten nicht mehr möglich. Dank unserer Schriftführerin Ilse Lacher ist der Verein freilich bei „runden“ Geburtstagen mit einem kleinen Präsent parat.

Unseren Mitgliedsvereinen bieten wir seit 1987 bei der Kalendersitzung Gelegenheit ihre Termine für das kommende Jahr abzugleichen. Der Termine werden in unserem begehrten Jahreskalender veröffentlicht und mit dem Gartenstadt – Journal jeweils im November kostenlos an alle Haushaltungen verteilt.

Zur Tradition geworden ist längst auch der Neujahrsempfang des Bürgervereins, der in jährlichem Wechsel im Gemeindesaal der Gnadenkirche und bei St. Elisabeth stattfindet.

Ebenso nicht mehr wegzudenken sind die Bürgervereins – Reisen, zu denen Christine Thelen in alle Herren Länder einlädt. Wenn solche Reisen ausgeschrieben werden, müssen sich die Austräger des Gartenstadt Journal sputen. Denn es wäre nicht das erste mal, dass Interessenten, die das Heft erst am zweiten Verteilungstag erhalten, keine Chance mehr zur Reiseteilnahme haben.

Eine Übersicht über 20 Jahre Aktivitäten des Bürgervereins Gartenstadt kann nicht vollständig sein. Viele Aktivitäten mussten leider unerwähnt bleiben, doch dies spricht für die Lebendigkeit und Attraktivität des vereinst. Herzlicher Dank gilt allen Menschen, die den Verein über 20 Jahre oder über eine Teilstrecke aktiv mitgestaltet haben. Stellvertretend für alle sei der unvergessene Dieter Kronenberger erwähnt, der die ersten 10 Jahre des Bürgervereins prägte.